Sonntag, 26. Mai 2013

Heut' mach' ich mir kein Abendbrot...

...heut' mach' ich mir Gedanken.
Manchmal kommen mir Menschen in den Sinn, die zwar ihren "Traum" verwirklicht haben, 
aber dennoch nicht glücklich sind.
Ich hatte (kurzzeitig) eine Klavierlehrerin, 
die nach ihrem abgeschlossenen Medizinstudium das Gefühl hatte, 
ihr Leben ihrer noch unbekannten Musikalität zu opfern.
Leider wurde aus ihr keine geduldige oder gütige Meisterin der Noten, 
die ihren Schülern die Liebe zum Klavier zeigen sollte, 
sondern eine strenges, miesepetriges Weib, das Lieder so lange üben ließ, 
bis sie exakt den Noten entsprachen. 
Wenig Ausdruck, wenig Leidenschaft, richtige Taste zum richtigen Zeitpunkt.
Ich weiß bis heute nicht, ob sie sich erträumt hatte, entdeckt und berühmt zu werden. 
Von der Muße geküsst, von Konzertsaal zu Konzertsaal huschend, 
auf Händen getragen, in Zeitschriften gelobt und gerühmt.

Allem Anschein nach hat sie sich für eine Hälfte des Kuchens entschieden. 
Medizin und Musik waren nicht miteinander vereinbar.
You can't have the cake and eat it, wie die Amerikaner so schön sagen.
Schade nur, dass das Messer beim Schneiden von der Horizontalen in die Vertikale gewandert ist.
Wie bitter, wenn plötzlich der saftige Belag vom mürrischen Mürbteig geschnitten wird und auf einmal nur langweiliger Boden bleibt.

Darum wünsche ich mir für meine Liebsten und mich nur noch Topping, 
egal ob Erdbeeren, Sahnecreme oder Baiser.
Hauptsache letzten Endes kein verbittertes Zurückschauen auf die bessere Hälfte des besten Kuchens, der sich Leben nennt.

Euer Mandelkern

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